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41 Jahre Thriller – und kein Ende in Sicht

  • Autorenbild: Dirk_Carolus
    Dirk_Carolus
  • 30. Nov. 2023
  • 2 Min. Lesezeit

30. November 1982. Thriller kommt raus.

30. November 2023. Ich schließe den ersten Teil meines zweiten Hamburg-Romans ab.

41 Jahre dazwischen. Und ich merke plötzlich: Ich bin verdammt alt.

 

Ich lehne mich zurück. Klicke Word weg. Plötzlich taucht das Vinyl-Cover von Thriller in der Nachrichtenzeile auf. Und ich erinnere mich ...

 

1982.

Gerade mal flügge geworden.

Allein in Hamburg, Ausbildung zum Polizisten.

RAF-Mitbegründer Christian Klar wurde gerade im Hamburger Norden festgenommen.

Wir hatten deshalb erhöhte Wachzeiten im Ausbildungszentrum.

Warum? Keine Sau wusste es.

Als ob irgendjemand diesen Kindergarten angreifen würde.

Aber Befehl ist Befehl.

Wir saßen stattdessen im Unterricht und guckten Videos vom finalen Rettungsschuss.

Jeden. Verdammten. Tag.

Andere lernten, mit der Rohrzange umzugehen.

Wir lernten, wo man schießen muss.

Dann schiebt sich ein anderes Bild vor meine Augen.

 

Meine Lederjacke.

Patchwork-Leder, ein einziger Knopf ganz unten. Schulterpolster. Kurz geschnitten.

Hässlich wie die Nacht – und unzerstörbar.

Hängt heute noch in meiner Garage, über dem Kopf meines Motorrads.

Passt mir längst nicht mehr.

Aber ich passe immer noch zu ihr.

Gekauft auf dem Hamburger Kiez, in einem kleinen Laden gegenüber vom Club Top Ten.

Da, wo sich die Türsteher einkleideten, die was auf sich hielten.

Jeder Weg über 2.000 Meter wurde mit dem Motorrad erledigt.

Laut musste es sein. Und schnell.

Und ich hatte beides unter dem Arsch.

Das Leben war einfach. Mir gehörte die Welt.

Eines Abends besuchte mich meine spätere erste Ehefrau mit ihren Eltern in Hamburg.

Wir machten einen Gang über meinen Kiez.

Und dann kam er uns entgegen:

Einer der Top-Luden der damaligen Zeit.

Und meine Schwiegermutter – feinste norddeutsche Kultur – hielt ihn plötzlich am Arm fest.

„Sach mal, Kollege, bist du so ein Zuhälter?“

Ich wollte im Boden versinken.

Der schöne Klaus aber blieb cool, grinste und sagte:

„Jo, Mutti – was dagegen?“

Die Situation eskalierte nicht. Alles war gut.

Vergessen werde ich es trotzdem nie.

Vielleicht lag es ja einfach an meiner tollen Lederjacke …

 

Und dann ist da wieder die Musik.

Als Kind noch Abba und Boney M. – mit Filzstift auf die Schultasche gekritzelt.

Mit 15 durchgestrichen.

Teilweise rausgeschnitten.

AC/DC drauf verewigt. 1978 durfte ich allein zum Konzert von AC/DC nach Kiel.

Danach nur noch Leder. Nur noch schwarz.

 

🔥 Black Sabbath.

🔥 DIO.

🔥 Jethro Tull.

🔥 The Sweet.

🔥 Foreigner.

🔥 Van Halen.

 

Und dann kam plötzlich Rocky Balboa.

„Eye of the Tiger.“

Und von da an:

Boxen. Kickboxen. Street-Fighting.

Ich wollte dabei sein. Ich wollte gewinnen.

Und ich war gut darin. Wurde immer besser.

Bei der Polizei gab es Trainingsmöglichkeiten ohne Ende.

Perfekte Bedingungen für jemanden wie mich. 

 

Und dann kam Michael Jackson.

Ein angemalter Kasper, der sich ständig in den Schritt fasste.

Hochwasserhosen, Pailletten-Handschuhe, komische Moves.

Passte null zu meinem Weltbild.

Und dann stand ich da.

Kampfbereit.

U-Bahn-Station Reeperbahn.

Urbane Kids mit Ghettoblaster.

Es roch nach Haue.

Sehr gern. Kommt doch!

Und dann erklang es.

 

„Beat It.“

 

Glasklare Gitarrenriffs.

Ich kannte das sofort.

Eddie. Verdammter Eddie Van Halen.

Und wenn Eddie Van Halen mit diesem No-Name-Kasper Mucke macht,

dann kann dieser Jackson nicht so schlecht sein.

41 Jahre her.

Eine weitere Geschichte.

Aber geil. Wie mein ganzes Leben.

 

Danke bis hierhin …

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