Die Bücher-Ecke
Hast Du dich nicht auch schon immer gefragt, wo sich dein Friseur die Haare machen lässt? Oder zu wem dein Zahnarzt geht, wenn ihn die Blomben piesacken? So geht es mir als Autor auch!
Was lesen eigentlich Autoren, die sich ja meist durchgehend in den eigenen Geschichten räkeln, suhlen und gefangen fühlen. Hier eine kleine Auswahl, die natürlich immer wieder ergänzt oder aktualisiert wird.
Jugendjahre
Was für eine mir fremde Welt.
Ich war vielleicht 10 Jahre alt und lief im Geiste über schwankende Schiffsplanken, sah den Sarg von Queequeg und hörte den Steuermann in seinen Gedanken den Plan schmieden, Kapitän Ahab zu töten.
Was für ein tolles Buch. Tiefsinnig, ergreifend, provozierend und bis heute für mich ein philosophisches Machwerk von Herman Melville.
Der Rächer der Enterbten. Der Schützer von Witwen und Waisen.
Ich habe es geliebt. Genossen.
Vor allem die Szene, als er von dieser bullshit-Nonne zur Ader gelassen wurde. Und dann seinen Pfeil – wohl wissend, dass er es nicht überleben wird, gen Westen durch das Fensdter in den Wald schoss: „Dort will ich begraben werden!“ Was ein Epos über eine heile Welt.
Ich war halt noch ein Kind ….
Mal unter uns: Märchen sind brutal – mordlustig – blutrünstig und morbide.
Als Kind raffst Du das natürlich nicht. Die Hexe brennt – die Kinder sind gerettet. Alles eitel Sonnenschein.
Ich werde nie vergessen, wie meine Mutter des nachts reinkam --- ich ein Märchen der Grimms mit der Taschenlampe unter der Decke las. Und mir vor Schreck einen Zahn ausschlug.
Märchen sind Horror, Krimi und Suspense in Reinkultur.
Lehrjahre
Mit diesem 1136 Seiten Schinken hat mich Stephen King – der Meister des Horrors – zum ersten Mal gepackt. Vier verstörende wie auch gleichsam spannende Kurzgeschichten in einem Band.
Langoliers - eine Odyssee eines Linienflugs in Raum und Zeit. Der Wahnsinn.
Ein Abtauchen in die Abgründe schizophrener Psyche.
Ich habe kaum geschlafen ….
Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob es eine Schelmen-Gesichte, eine Familien-Saga, ein Abenteuer-Roman oder das tiefsinnige Werk über Fluch und Segen, Abhängigkeit und Pflicht darstellt.
Es ist so vielschichtig, dass wahrscheinlich keiner genau sagen kann, wo nun der Kern der Story liegt.
Aber ein tolles Buch!
Okay – nicht jedermanns Sache.
Aber hinter dem kriegerischen Titel stehen vor allem Weisheiten und Mahnungen, die man in jeder Situation des Lebens gebrauchen und auch hinterfragen kann.
Sicher nicht in einem stupiden, langweiligen 9-5 Job.
Aber sowas hatte ich ja auch nie.
Somit für mich oft ein willkommener Wegweiser in hohen Wellen.
Herrenjahre
Boah – was hat mich dieser Roman abgeholt.
Noch heute sehe ich diese weißen Krabben, die Frank Schätzing so überaus plastisch beschreibt, langsam den Strand erklimmen.
Dann den Pier, die Straße.
Zu Hunderttausenden. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut.
Dabei ist es nur Fiktion – oder doch nicht?
Nicht das beste Buch von Grisham (Tipp: Der Polizist), aber doch sehr lesenswert.
Zum einen, weil es auf einer wahren Geschichte basiert (Quinchy - 20 Jahre unschuldig im Knast...
Zum anderen, weil es in der Ich-Form und zudem in der Gegenwart geschrieben wurde.
Das fiel mir wieder ein, als ich mit „Niemand wird böse geboren“ begann …
Und wieder der King.
Weil er einfach ein Meister der Beschreibung ist.
Du hast das Buch „Dolores“ in der Hand, fängst an zu lesen …
Und hast plötzlich das dringende Bedürfnis, die Fenster und Türen doch noch einmal kontrollieren zu müssen ....
Das ist Stephen King.
Einfach ein großartiges Buch.